RV Borussia Werder 1895 e.V.
RV BorussiaWerder 1895 e.V.

Wie alles anfing

 

Der erste Radsportverein wurde 1895 durch die Werderschen Obstbauern gegründet, welche nicht am örtlichen Turnsport interessiert waren. Die Mitgliederzahl schwankte in den Anfangsjahren zwischen 25 und 30. Die damalige Trainingsstätte war ein Gesellschaftshaus (heute würde man dazu Gaststätte mit Saal sagen) und sein erster Vorsitzender Karl Gleinig. Im Jahre 1899 trat Borussia Werder dem Deutschen Radfahrerbund bei. 1901 wurde ein zweiter Radsportverein aus der Taufe gehoben, dieser legte sich den Namen „Radfahrerverein Borussia 1901“ zu, hier war Heinz Scholz der Mann, der die Zügel inne hatte. Diese Männer trainierten auf der Bismarckhöhe. Trainingsmaterial waren Tourenräder, denn Saalmaschinen gab es noch nicht. Bereits im Jahre 1908 schlossen sich beide Vereine zusammen und gaben sich den Namen „RV Borussia Werder 1895“ und hatten ihr Domizil auf der Bismarckhöhe. Der damalige Vorsitzende Karl Schäfer leistete große Arbeit, denn bereits im Jahr 1909 konnte sich Borussia Werder mit einer Mitgliederzahl von 100 Personen präsentieren. Es wurden zwischenzeitlich Saalmaschinen hergestellt und durch die Ausgabe von „Anteilsscheinen“, finanzieller Unterstützung einiger Mitglieder und Geldspenden gelang es, einige Saalmaschinen käuflich zu erwerben. Von da an ging es hoch her bei den Trainingsabenden, denn jeder wollte auf diesen sitzen und sich im Reigen oder Kunstrad sowie im Radball betätigen. 1912 konnte Borussia Werder stolz 25 vereinseigene Saalräder sein eigen nennen. Diese hohe Mitgliederzahl erlaubte es, auch Schmuck-, Flaggen- und Schulreigen sowie Korsofahrten durchzuführen. Bei gemeinsamen Ausfahrten gab es sogar eine Kleiderordnung! Hier waren dunkler Klubanzug, weiße Wäsche mit schwarzer Schleife, weiße Mütze, hohe Schnürschuhe (oh welche Qual) und weiße Handschuhe! vorgeschrieben. Waren es vor dem Wanderfahrten, wurde nunmehr der Saalsport Schwerpunkt des Vereines. Schon damals waren alle sehr ehrgeizig und brachten es im Sechser-Kunstfahren, im Flaggenreigen u.a. Disziplinen zu vielen ersten Plätzen. Unter der sportlichen Leitung von Willibald Krause konnten sich die Werderschen bald zu den Besten im damaligen Deutschland zählen. Eine besonders schöne Disziplin war der Schmuckkorso – bei einer Starterzahl von 180 startenden Vereinen holte sich der RV Borussia Werder im Jahr 1920 in Halle (Saale) den ersten Platz. Dazu muss man wissen, beim Schmuckkorso starten 30 Kunstradfahrer, welche in Gleichmäßigkeit der Vorführung und Bekleidung bewertet wurden!


Auf diesem Bild ist schon der Urgroßvater der heutigen Vorsitzenden des RV Borussia Werder beim Training zu sehen.

Im Jahre 1945 wurden alle Sportvereine aufgelöst. Der Sport kam zum Erliegen. Aber am 17.12.1948 gründeten 19 ehemalige Mitglieder von Borussia Werder die Sektion „Hallenradsport“. Die alten Kunst- und Reigenräder waren noch vorhanden, die Radballmaschinen leider nicht mehr. Aber im Verein gab es viele Handwerker und handwerklich Begabte, sie verstanden es, aus Nichts wieder etwas aufzubauen; hier gab es noch einen alten Rahmen, dort hatte einer noch Felgen gefunden. So kamen die „alten Schinken“ wieder zu Ehren. Es war nicht das Material, sondern die Sportler wie Adolf Weichert, Bruno Krause, Willi Bäck, Alfred Bölke und Karl Kuhlbrodt, die mit ihrem Können den Radsport wieder nach oben brachten und ihr Wissen an die Jugend weitergab. Wie man aber feststellen wird, waren die ersten sportlichen Erfolge meist von männlicher Natur.

 

1949 hatten die beiden weiblichen Mitglieder Ingeborg Schmahlfeld und Ingeburg Kleine das Training aufgenommen und gehörten vom gleichen Jahre an zur Spitzenklasse in der damaligen DDR. Kreis- und Bezirksmeister gingen in der Disziplin Einer-Kunstfahren immer nach Werder/H. Wenn man bedenkt, mit welchem, teilweise unmöglichen, Maschinenmaterial diese Wettkämpfe bestritten wurden, ist diese Leistung noch einmal so hoch zu bewerten.

Nachdem 1951 die Trainingsstätten wegfielen, weil die Stadt Werder diese benötigte, stand nur der ehemalige „Lindenpalast“ (ein ehemaliges Kino) zur Verfügung. Dieser Saal war aber so heruntergekommen, heute würde man dieses Objekt gleich der Abrißbirne übergeben. Aber damals… es wurde in Gemeinschaftsarbeit der Mitglieder der Boden ausgebessert, das Dach geflickt, Licht gelegt, Fensterglas eingesetzt, Bauschutt beräumt. Dieses machten sie so gut, dass im März 1952 die Landesmeisterschaft an 2 Tagen mit 178 aktiven Sportlern durchgeführt wurde. Der Saal war brechend voll, zwischen 500 und 600 Zuschauer wurden gezählt. Hier wurden Gerhard Große und Günter Schwäbe Jugendmeister im Radball.

Borussia Werder hat Radsportler, die auch noch heute dem Verein verbunden sind. Vielen werden die Namen Bruno Krause, Willi Bäck, Karl Kuhlbrodt, Alfred Bölke, Karl Kassin, Horst Rosenmüller, Gerd Große, Gunter Schwäber, Peter Tschirch, Wolfgang Engel, Adolf Weichert, Waldemar (Waldi) Lehmann etwas sagen. Sie waren die ganz Großen im Radball. Deutsche Jugendmeister im Radball, als Mannschaften stiegen sie in die DDR-Oberliga auf und spielten 1962 und 1963 in der DDR-Liga und brachten so manche Gegner zur Verzweiflung. Einen nicht unwesentlichen Teil der Werderaner Radsportgeschichte schrieben auch Gerhard Große, Horst Rosenmüller und Peter Tschirch, welche auch seit mehr als 50 Jahren diesem Sport die Treue hielten. Große/Schwäbe spielten in der DDR-Liga, Große/Rosenmüller setzen diese Spielklasse in den 60er Jahren fort. Durch berufliche Veränderungen traten Pausen ein, aber mit dem neuen Duo Große/Tschirch waren sie 1981 die Aufsteiger des Jahres und spielten in der Oberliga.

vlnr: Wolfgang Engel / Bruno Krause

In der „Neuzeit“ schafften es Hartmut Bathe und Dieter Wenglorz 1996 nach Punktspielen in der Landesklasse mit Spitzenplätzen den direkten Durchmarsch über die Landesliga zur Oberliga. Sie brachten aber auch ein gutes sportliches Erbe mit. Bereits in ihrer Jugend waren sie mehrfach erfolgreich, erspielten als Schüler Spartakiade-Gold, wurden Meister des Bezirkes Potsdam. In der Männerklasse konnten sie sich in die DDR-Liga einspielen und errangen dort den 3. Platz. Beide sind noch heute teilweise aktiv und zeigen, was sie können.

 

In den darauf folgenden Jahren wurde es immer stiller um den Radsport in Werder, die Männer machten weiter. Die letzten Schüler verließen den Verein, wählten andere Sportarten, denn das Training benötigte viele Monate, ehe man das Rad gut beherrscht.

Umzug zum 100jährigen Bestehen des Vereines 1995

 

1994 traten der Stadtsportbund und die Stadt an den damaligen Vereinsvorsitzenden Peter Tschirch heran – es ging um die Vorbereitung zum 100jährigen Vereinsjubiläum.

Mit dem 100jährigen im Jahre 1995 sollte der Radsport wieder bekannter werden. Viele Ehemalige stellten sich zur Verfügung und brachten sich als Übungsleiter und Aktive ein.

In den folgenden Jahren konnte durch Zusammenarbeit mit Stadtsportbund und Schulen das Interesse bei den Kindern geweckt werden – hauptsächlich bei den Jungen. Im Jahr 1997 spielten 6 Mannschaften im Bereich Kinder und Jugend. Diese wurden trainiert von Wolfgang Engel, Peter Tschirch und Horst Rosenmüller.

 

Jedes Jahr hatte seine Höhepunkte – aber auch Lehrgeld musste gezahlt werden.

Das Jugend-Team Benjamin Koppe und Markus Körber konnte sich in der Landesliga beweisen, in der Oberliga waren es die Schüler Weichert/Körber, die einen Achtungserfolg setzen konnten. Nach dem Ausscheiden der Sportler setzen sich die Sportler in Szene. Durch die Mund-zu-Mund-Propaganda konnte sich die Radball-Abteilung zeitweise mit 12 Sportlern präsentieren. Leider waren diese Zeiten nicht von Dauer und bereits 2006 hatte sich die Zahl wieder verringert. Aber diese Sportler konnten ihr Spiel zeigen.

vlnr: Benjamin Koppe / Carsten Sommer
v.l.n.r. stehend: Kevin Sellentin, Alexander Haase, Christian Rux, Alexander Schröder, knieend: Patrick Hanisch, Andre Britner
Marco Reinhardt

Aber wir haben nicht aufgegeben. Es sind wieder zwei Jungs dem Verein beigetreten, die diesen Sport erlernen.

Der Verein konnte es den beiden ermöglichen, für jeden eine Radball-Maschine zu erwerben. Die ersten neuen seit mehr als 40 Jahren!

 

 

... demnächst gehts weiter!

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